This is the second in a series of interviews with the Kolapse remixers. Dr. Arne Bense, musicologist and musician with Stil & Bense, interviews his former student Christian Grothe aka Kryshe – in German, their native tongue.
Photography (c) Liudmila Jeremies
Christian, erzähl’ kurz etwas über dich, du bist ausgebildeter Gitarrist, Produzent, Komponist, wie würdest du dich beschreiben?
Ich hab mich nie wirklich als Gitarrist gesehen, sondern habe die Gitarre eigentlich eher als einen Klanggeber benutzt, als Ausgangspunkt meiner Arbeit. Genau, wie ich meine Stimme benutze oder andere Instrumente, wobei ich die Gitarre am besten beherrsche, daher war sie zunächst meine Wahl als Klangerzeuger. Ich hatte dann irgendwann den Plan gefasst, Ambient Musik zu produzieren, wollte aber eigentlich nicht mit Ableton Live arbeiten, wobei das eigentlich schon zu der Zeit so gut wie alle gemacht haben. Die Ergebnisse waren dann immer etwas beliebig und es gab mir viel zu viele Möglichkeiten, so dass ich eigentlich keine wirkliche Verbindung zu diesen Sachen hatte, die ich da gemacht habe.
Du arbeitest viel mit Bodeneffektgeräten, so kleine, eigentlich triviale Klangeffekte. Das hatte mit dieser Reduzierung der Komplexität der Digital Audio Workstation zu tun?
Ja, schon, ich habe mir dann ein Live-Setup aufgebaut, mit einem Mischpult, externen Effekten, Drum-Computern, um erstmal Möglichkeiten zu reduzieren. Ich habe dann zwar auch Ableton Live benutzt, weil es schon komfortabel ist, habe die Software aber sozusagen eingeschränkt eingesetzt. Grundsätzlich arbeite ich von einer solchen Basis aus, auch für den Remix von Piñata.
Ich möchte also mit der Elektronik spielen und eine Soundwelt kreieren, bei der ich allerdings auch nicht immer weiß, was passiert. Wenn ich nichts mache, passiert nichts, aber ich wollte auch trotzdem ein ausreichend komplexes Setup, dass mich immer noch überraschen kann. Eine Welt, die ich zwar gestalte, aber die auch in der Lage ist, sich selbst weiterzuentwickeln. Teile der Effekte, die ich für den Remix von Piñata verwendet habe, funktionieren so. Die Software entscheidet an verschiedenen Stellen, wie die Signalkette aussieht. Wenn ich nichts hineingebe, passiert auch nichts. Eine Art Interaktion, Zusammenarbeit mit der Maschine, die mich dann auch überraschen kann.
Das Original ist ja sehr rhythmisch, nah und perkussiv, dein Remix ist flächig, rauschig, sehr dicht von der Textur her.
Meine Idee war schon, daraus eine drone-Komposition zu machen, aber nicht einfach durch das Hinzufügen irgendwelcher Flächensounds, sondern durch die Arbeit mit oder an den vorhandenen perkussiven rhythmischen Elementen des Originals. Der Remix besteht also aus veränderten Elementen des Originals.
Das heißt, es ist schon ein klassischer Remix in dem Sinne, dass du mit Audiomaterial aus dem Original gearbeitet hast. Du hast nicht mit MIDI-, Noteninformation oder ähnlichem gearbeitet, sondern mit konkret vorliegenden Klängen.
Genau, ich habe mir rausgeschnitten was ich interessant fand und das dann vielfach durch mein Effektsetup geschickt. Am Anfang hört man auch noch, dass es auch wirklich die Sounds aus der Vorlage sind, im weiteren Verlauf des Stückes, wenn die Effekte sich steigern sollten diese Sounds sich aber auflösen und gar nicht mehr hörbar sein, nur noch die drones, die aus diesen Sounds entstanden sind.
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